Es war nicht mehr weit bis zur Grenze nach Honduras. Die Einreise nach Nicaragua war ja schon teuer und zeitaufwendig, die Ausreise war aber keinen Deut besser. Zumindest regnete es diesmal nicht. Dafür war es schon morgens um 9 Uhr unerträglich heiß und kaum Schatten verfügbar. Wir mussten bei der Ausreise (!) alles (!) abladen und durch einen Scanner (wie am Flughafen) schicken. Nachdem wir, sowie die Motorräder, offiziell ausgereist waren, ging es über eine Brücke zur Einreise nach Honduras. Dort war es wie in einer anderen Welt: Schweine und Hühner liefen überall herum, Kinder bettelten und die Straße (wenn man das überhaupt Straße nennen kann) war in einem üblen Zustand. Auch hier mussten wir wieder blechen: Insgesamt 40€ kostete uns die Einreise pro Kopf. Nach drei Stunden waren wir endlich in Honduras. Wir fuhren bei der brütenden Hitze jedoch nur noch eine dreiviertel Stunde bis zur nächsten Unterkunft. Im Mado Hotel in Choluteca blieben wir eine Nacht (27€!), aßen sündhaft teuer zu Mittag bei „Wendy´s“ und stockten im großen Supermarkt unsere Vorräte auf. Zwischendrin wurden wir sehr dreist von einem Jugendlichen verfolgt, der um Geld bettelte. Er zerrte sogar an Kai´s T-Shirt! Erst vor dem Supermarkt konnten wir ihn abschütteln.
Frühmorgens ging es dann weiter zur Grenze nach El Salvador. Wir hatten scheinbar genau das Zeitfenster zwischen den Straßenblockaden abgepasst und sahen nur noch die Reste von ausgebrannten Autos und Holz am Straßenrand. Man darf ja auch mal Glück haben. Wirklich schade – Honduras ist ein sehr schönes Land.
Die Ausreise aus Honduras wäre eigentlich sehr schnell über die Bühne gegangen, hätte die Dame bei der Einreise nach Honduras ihren Job richtig gemacht. So war im System nicht vermerkt, dass wir die Einreisegebühr bezahlt hatten. Nach ewigem hin und her Telefonieren bekamen wir dann aber doch den Ausreisestempel und es ging weiter zur Einreise nach El Salvador. Vielleicht lag es daran, dass Pfingstsonntag war, aber alle hatten die Ruhe weg und ließen uns ewig warten. Als wir endlich die Zollpapiere zur temporären Einfuhr erhielten, mussten wir diese gleich wieder zurückgeben – die Reisepassnummer war falsch. Nach weiteren fünfzehn Minuten durften wir endlich weiterfahren. Nach ein paar Kilometern mussten wir jedoch noch einen letzten Stempel für das Zolldokument einholen und das dauerte wieder einmal ewig. Zum Glück war es ja nicht unfassbar heiß! Völlig genervt konnten wir dann nach vier Stunden (!) endlich nach El Salvador reinfahren. Kurzerhand entschieden wir uns (idiotischerweise) doch dazu den Surfspot „El Cuco“ anzufahren, nur um dann festzustellen, dass ganz El Salvador gerade in diesem Ort urlaubte und die Wellen richtig schlecht waren. Wir liefen zwar noch zu dem benachbarten Surfspot „Las Flores“, gaben aber auf halber Stecke auf, da es einfach zu weit war mit dem Brett dorthin zu laufen. Leider gibt es an diesem Spot nur teure Hotelbunker und man kommt nirgendswo an den Strand. So brachen wir am nächsten Tag frustriert wieder unsere Zelte ab, nachdem wir zwei Stunden gewartet hatten, bis die starken Gewitter von dannen gezogen waren. Zum Glück ging es nur knapp eine Stunde weiter nach San Miguel in das „European Guesthouse“ wo wir neben Einkaufen und Geld holen (gab es in El Cuco gar nicht) auch einfach mal ausruhen wollten. Zum Glück hatten wir uns dazu entschieden zwei Nächte zu bleiben, denn den nächsten Tag pendelte ich zwischen Bett und Bad hin und her. Wir lagen ja schon beide eine Woche zuvor in Nicaragua flach mit Fieber. Diesmal ging es nur mir schlecht. Jedoch so schlecht, dass ein befreundeter Arzt der Hostelbesitzer vorbeikommen musste. Ich hätte es nicht in die Praxis geschafft. Zum Glück konnte die Inhaberin des Hostels uns dolmetschen. Der Arzt konnte kein Englisch und unser Spanisch reichte für diese Situation nicht ganz aus.
Notdürftig wurde dann eine Infusion im Zimmer aufgehängt und ich wurde mit Medikamenten und Kochsalzlösung versorgt. Ich hatte einfach schon zu viel Flüssigkeit verloren und drohte zu dehydrieren. Es hatte ja auch nur laue 36 Grad draußen und im Zimmer sicherlich mehr. Während ich vor mich hin vegetierte wurden im Labor die Ergebnisse analysiert: Bakterien und Pilz. Wahrscheinlich schon seit Nicaragua. Da Kai auch Probleme hatte und das gleiche gegessen und getrunken hatte wie ich, mussten wir beide Antibiotika nehmen. Drei Tage musste ich mich erholen und wieder zu Kräften kommen. Am letzten Tag in San Miguel nahm uns dann noch der Hostelbetreiber mit zum Vulkan Chaparrastique. Verbunden mit einer kleinen Wanderung über Lavafelder durch die Hitze hatten wir einen schönen Blick auf den Vulkan.
Dann ging es weiter nach Santa Ana. Ich war zwar wieder einigermaßen hergestellt, Übelkeit plagte mich aber immer noch. Dann kamen wir auch noch in einen Stau. Die Sonne brannte vom Himmel, wir gingen in unseren Klamotten schier ein und es ging nicht vorwärts. Mir wurde schwindlig vor Hitze und ich hatte unglaublichen Durst. Doch es gab auch nirgendswo die Möglichkeit mal im Schatten eine Pause zu machen. So musste ich mich zusammenreißen und hoffen, dass mein Kreislauf durchhielt.
Zum Glück löste sich der Stau dann endlich auf, doch Kai war auf einmal hinter mir und ich verlor ihn aus den Augen! Er versuchte noch sich den Weg zu mir frei zu hupen, doch ausgerechnet in diesem Moment schien die Hupe nicht zu funktionieren! Also musste er auf der dreispurigen Autobahn versuchen wieder an mir vorbeizufahren. Er hatte schließlich das Navi! Ich hatte mich kurzerhand mit Warnblinker einfach an den Rand gestellt und blockierte die halbe Fahrbahn. Was mir in dem Augenblick herzlich egal war. Danach musste wir erst mal eine kurze Pause machen um wieder klarzukommen.
In Santa Ana angekommen ging es erst mal zum Mittagessen. Danach wollten wir unseren Tagesausflug zum Vulkan Santa Ana planen. Ein aktiver Vulkan mit einem türkisfarbenen Kratersee. Mit den Motorrädern wollten wir nicht hinfahren, da wir nicht wussten ob es dort einen gesicherten Parkplatz gibt. Zudem wäre es mit dem Wandersachen und der Motorradbekleidung etwas umständlich. So setzten wir uns faul morgens in den öffentlichen Bus und zahlten nicht mal einen Euro für fast zwei Stunden Fahrt. Am Nationalpark angekommen warteten wir auf den Guide und den Polizisten, die uns bei der Wanderung begleiten würden. Manchmal kann man wohl auch alleine wandern, es gab aber in der Vergangenheit einige Überfälle. Da uns die geführte Tour nur 1 Euro pro Person kosten würde, gab es da für uns nichts zu überlegen. Nur war es Sonntag, super Wetter und 200 andere hatten die gleiche Idee wie wir. So wurde es zu einer Wanderung wie zum Mount Everest (siehe Foto). Da war nichts mit meditativer, ruhiger Wanderung wie wir das kennen. Das nicht jemand noch sein Handy als Ghettoblaster benutzte, war auch noch alles. Trotzdem war es oben auf dem Gipfel wunderschön. Man musste alle anderen einfach ausblenden. Von oben sieht man nicht nur den türkisfarbenen Kratersee sondern auch den See Coatapeque.
Wieder unten angekommen mussten wir noch eine halbe Stunde auf den Bus warten. Jeden den wir gefragt hatten, hatte uns bestätigt, dass um vier Uhr der Bus zurück nach Santa Ana fahren würde. Es kam dann auch überpünktlich ein Bus, ABER er fuhr nur bis nach El Congo am See Coatapeque! Nicht aber zurück nach Santa Ana. Wir müssten in El Congo in einen anderen Bus umsteigen um zurück nach Santa Ana zu gelangen. Juhu! Aber gut, wir kamen trotz vorherigem Kopfkino an, konnten direkt den Bus wechseln und kamen so sicher in Santa Ana an. Der nette Busfahrer sagte uns auch gleich noch wo wir entlanglaufen sollen. Auf dem Heimweg fing es an zu tröpfeln. Wir schafften es gerade noch ins Trockene bevor es richtig losging. An dem Abend gönnten wir uns den Pizza Hut Lieferservice. Wirklich eine feine Sache.
Am nächsten Tag erkundeten wir noch ein bisschen die Stadt. Abends bekamen wir dann nochmal die geballte Gastfreundschaft der Salvadorianer zu spüren: Die Hostelbetreiberin machte zusammen mit ihrer Schwester selber Pupusas (gefüllte Maistortillas), eine Spezialität des Landes und lud uns zum Probieren ein. Sehr lecker!
Abschließend können wir sagen, dass wir uns überall in El Salvador sehr sicher gefühlt haben und alle Menschen sehr freundlich und offen zu uns waren.
Zum Glück regnete es den ersten Tag mal nicht und so war die Dirtroad nach El Transíto fast ein Kinderspiel. El Transíto selbst ist ein kleines Fischerdorf mit ein paar Hostels. Leider mussten auf Grund der Krise einige Hostels (und auch der einzige Campingplatz) zumachen. Wir waren im Casa Guayacan untergebracht und konnten vom 1. Stock aus sogar die Wellen sehen. Da wir in Granada im Hostel nicht viel Schlaf hatten (unser Zimmer war gegenüber des Billardtisches), schliefen wir trotz vielen Mosquitos sehr gut.
Eigentlich wollten wir beide mal wieder länger an einem Ort bleiben. Wir waren durch die viele hin und her Fahrerei und den Regen etwas ausgelaugt und brauchten dringend mal wieder eine beständige Umgebung und einem geregelteren Tagesablauf. Leider hatte wohl das schlechte Wetter immer noch Auswirkungen auf die Wellen: Ein riesiges, großes Durcheinander und mehr schlecht als recht surfbar. Zudem befinden sich mitten in den Wellen große Felsen. Machte für uns den Spot jetzt nicht wirklich attraktiver. So machten wir ausgedehnte Strandspaziergänge und beobachteten die freilaufenden Pferde und Schweine am Strand. Wir gaben den Wellen zwei Tage Zeit sich zu beruhigen, als dann keine Besserung eintrat fuhren wir weiter nach Las Peñitas.
Im Hostal Oasis konnten wir unsere Motorräder sogar unter einem Dach vor der Bar parken und mussten sie somit nicht abdecken. Es gab auch eine gute Happy Hour mit Cuba Libre für umgerechnet 1€ pro Glas. Da die Unterkunft sich direkt am Strand befindet, ließ es sich sehr gut aushalten.
Die Wellen waren hier zwar etwas geordneter, brachen aber überall und machten oft einfach zu. Kaum surfbar. Völlig untersurft und leicht frustriert gingen wir die weiteren Alternativen durch. Wenn dann müssten wir wieder gen Süden fahren, wo wir eigentlich keine Lust darauf hatten. Die nächsten Surfspots sind dann wieder in El Salvador. Dort wollten wir eigentlich eher durchfahren.
So chillten wir und genossen den Strand direkt vor dem Hostel, arbeiteten in unserem „Büro“ (siehe Foto) und beobachteten Pferde und Schweine, die sich während der Abenddämmerung frei am Strand aufhielten. Die Nächte waren ruhig, aber die Mosquitos und die Hitze hielten uns wach.
Da es sehr viel Wind hatte, keimte in uns immer wieder die Idee auf in der Lagune in der Nähe Kitesurfen zu gehen. Doch der Besitzer des Hostels riet uns ab: Es hat Krokodile in der Lagune! So viel zum Thema in Nicaragua hätte es keine Krokodile. So wurde es mal erzählt. Geeeenau! Na zum Glück sind wir nicht einfach Kiten gegangen… Ab und an liegen die Krokodile wohl sogar am Strand in der Sonne und einer der Gäste saß unlängst gerade auf seinem Surfbrett, als ein solches Exemplar an ihm vorbeischwamm…
Nach zwei entspannten Tagen wurde uns dann die Happy Hour zum Verhängnis. Nicht wie ihr jetzt denkt. Es ging uns so schlecht, dass wir eines Abends dann sogar mit Fieber und Schüttelfrost im Bett lagen. Bei über 30 Grad und einigen Mosquitos kein besonderer Spaß. Wahrscheinlich sind wir schon zu lange zu zweit unterwegs, sodass es uns beide erwischte. Wie vor einem halben Jahr in der Atacamawüste.
Noch recht wacklig auf den Beinen, aber Fieberfrei, wollten wir am letzten Tag noch ein letztes Bad im Pazifik nehmen. Keine gute Idee. Der Shorebreak war recht heftig und groß und ich zu schwach und zu langsam um drunter durch zu tauchen. So saugte mich die Welle einfach an, zog mich runter und spuckte mich auf dem Strand kurzerhand wieder aus. Das war mir eine Lehre. Das Meer ist nun mal kein Binnensee…
Nachdem wir uns wieder einigermaßen erholt hatten, ging es dann weiter nach Somotillo, kurz vor der Grenze nach Honduras. Dort machten wir noch für eine Nacht halt. Ein befreundeter Motorradfahrer hatte uns ein paar Tage zuvor geschrieben wir sollen uns schon mal mental auf Straßenblockaden und brennende Autos einstellen. Deshalb wollten wir lieber ausgeruht und frühmorgens über die Grenze fahren. Wir verbrachten den Nachmittag in einem klimatisierten Hostelzimmer bei kühlen 30 Grad. Draußen war es fast unerträglich.
Am Tag des Grenzübertritts nach Nicaragua, regnete es dann zur Abwechslung mal nicht pünktlich zum Weckerklingeln, sondern erst kurz vor der Abfahrt. Es sah noch so aus, als würden wir nun dorthin fahren wo es heller wird, das war aber leider ein Trugschluss. Es hörte nicht mehr auf zu regnen, wurde eher immer stärker. Vor der Grenze kamen wir noch in eine Polizeikontrolle, mussten aber zum Glück nur die Papiere vorzeigen. Dann ging es los mit der Prozedur. Für jeden einzelnen Schritt mussten wir in ein anderes Gebäude. Und für alles wurde Geld verlangt: Ausreisegebühr Costa Rica 8$, Einreisegebühr Nicaragua 1$, Gebühr für den Einreisestempel Nicaragua 12$, KFZ Versicherung 12$, Besprühung (Desinfektion) der Motorräder 2$, Zollgebühr 12$... Da wurde einem richtig schwindlig! Wir hatten uns für die Einreise in Nicaragua wieder einen Agenten genommen, bzw. er hatte sich uns aufgedrängt. Nachdem wir wieder das gleiche Spiel spielten wie schon an der letzten Grenze (er will 20$, wir zahlen ihm 10$) stand er uns aber nicht nur helfend und beratend zur Seite, sondern wir konnten teilweise an den Schlagen vorbei direkt zum Schalter. Das sparte uns zumindest etwas Zeit. Wir mussten auch nicht alles auspacken und durchsuchen lassen, dafür mussten wir zum Schluss aber nochmal 5$ Schmiergeld zahlen. Na, darauf kam es ja jetzt nun auch nicht mehr an! Und bei dem Dauerregen hatten wir auch nicht wirklich Lust darauf alles abzuladen und vorzuzeigen… Nach fast vier Stunden waren wir dann endlich fertig. Auch mit den Nerven. Aber wir waren endlich in Nicaragua! Und es regnete immer noch! Unsere Handschuhe hatten vor lauter Nässe sogar schon abgefärbt!
Zum Glück war es bis zum Übernachtungsstopp in San Jorge nur noch 45 Minuten Fahrt. Wir brauchten auf Grund des starken Regens jedoch länger. Wir erfuhren dann, dass Nicaragua Alarmstufe Rot bezüglich des Regens ausgerufen hatte und eine wirkliche Besserung nicht in Sicht war. Na das ist doch mal ein toller Empfang! In San Jorge selbst gibt es, bis auf ein paar Restaurants und einen Minimarkt, nicht viel. Es ist aber ein Kitespot und zudem geht von dort die Fähre rüber auf die Insel Omepete (die mit dem berühmten Vulkan). Der Wind reichte leider nicht zum Kiten, war aber auf Grund der nicht gerade vorherrschenden Schönheit des Ortes und den Bullenhaien, die den See bewohnen, auch nicht so dramatisch. An sich wollten wir am Tag darauf weiter zum Surfspot Popoyo, jedoch war für dort noch mehr Regen angesagt und die Dirtroad dorthin somit eine sehr rutschige Angelegenheit. Zudem könnten wir bei dem Regen nicht zelten und das einzige bezahlbare Hostel war zu weit weg vom Spot. Deshalb entschieden wir uns dazu Popoyo leider auszulassen und die Spots weiter im Norden anzufahren. Zuerst würde es aber für ein bis zwei Tage in die Kolonialstadt Granada gehen. Vielleicht würde sich in der Zeit das Wetter auch mal beruhigen. Denn diese Regenmassen waren auch in der Regenzeit nicht normal. Eigentlich sollte es tagsüber Sonne und Wolken haben, nachmittags und abends dann Regenschauer oder Gewitter.
Nicaragua war leider nicht so günstig wie erwartet und so zahlten wir nicht nur für die Unterkunft in San Jorge mehr als gedacht, sondern fanden auch nichts Preiswertes zum Essen. So gab es nach Pommes am Nachmittag, abends nur eine Fischdose und Chips. Was Kai zu dem Kommentar veranlasste, dass wenn es so weiterginge, ich auf eine größere, 800er BMW umsatteln müsste…
Am nächsten Tag regnete es mal wieder, es nieselte dann aber nur noch leicht als wir geschniegelt und gespornt aufsaßen. Doch was war das? Kai´s Pferd streikte! Der Motor wollte einfach nicht anspringen! Erst dachten wir die Batterie hätte auf Grund des intensiven Regens Schaden genommen, aber dann stellte sich heraus, dass das Zündschloss wohl zu viel Feuchtigkeit abgekommen haben musste. Die Wegfahrsperre leuchtete immer wieder auf und der Schlüssel wurde nicht erkannt. Nach ausgiebigem Googlen und Befragung unseres Motorradspezialisten in der Heimat (Danke Martin!), versuchte Kai verschiedene Techniken aus: Mit Tüchern trocken tupfen, mit dem Staubsauger die Feuchtigkeit raussaugen und zum Schluss Föhnen. Nachdem sich, nach mehrmaligen Versuchen, bis mittags immer noch nichts getan hatte, mussten wir um eine weitere Nacht Asyl bitten (diesmal im Mehrbettzimmer, zumindest etwas Geld sparen) und das Hostel in Granada um eine Verschiebung auf Übermorgen bitten. Da wir nur noch wenige US-Dollars und so gut wie kein lokales Geld hatten (es gibt in San Jorge keinen Bankautomaten), ging es mit meiner BMW zu einem Geldautomaten und zum Einkaufen. Es regnete erneut und bei der vorherrschenden Problematik und dem immer niedrigeren Blutzuckerspiegel, war die Stimmung verständlicherweise auf dem Tiefpunkt. Nach einem schweigsamen Mittagessen startete Kai einen erneuten Versuch. Diesmal sprang die Yamaha an! Gott sei Dank! Erleichterung machte sich breit und so hofften wir am nächsten Tag nun doch nach Granada fahren zu können. Sonst müssten wir einen Mechaniker rufen…
Am nächsten Tag wagten wir einen neuen Versuch. Es regnete nur noch mäßig und so war das Wetter perfekt zum Weiterfahren. Und beide Motorräder machten diesmal mit! Da nichts richtig trocken geworden war, begleitete uns selbst im Helm der muffige, modrige Geruch. Ich fuhr dann lieber mit offenem Visier. Auf der Fahrt nieselte es sogar nur noch leicht. Doch kurz vor Granada fing es nicht nur wieder an zu schütten, nein. Die Straßen glichen mehr Bächen und es war höchste Konzentration gefordert nicht die ganz tiefen Schlaglöcher zu durchfahren. Das hätte böse Folgen haben können. Es ging alles gut und wir kamen triefend nass im Hostel an. Nachdem die Motorräder trocken in der Küche untergebracht waren, spannten wir mal wieder die Wäscheleine durch das ganze Zimmer und hängten alles zum Trocknen auf. Das Hostel Oasis ist sehr groß und bietet viele Möglichkeiten zum Zeitvertreib. So mussten wir, nicht wie sonst, Backgammon auf dem Handy spielen oder einen Film anschauen, sondern konnten auch mal Tischtennis und Billard spielen. Eine willkommene Abwechslung. Zudem gab es pro Person gleich mal drei (kleine) Welcome Drinks, den ganzen Tag Kaffee und Tee, sowie morgens ein Frühstücksbuffet mit Pancakes! So ließ es sich aushalten!
Nach einem weiteren Regentag, bei dem wir nur kurz draußen waren zum Einkaufen und sonst am Laptop gearbeitet hatten, beruhigte sich das Wetter endlich etwas. So konnten wir zumindest nur bei leichtem Regen die Stadt erkunden und einen Abstecher zum Lago Nicaragua machen. Dieser wird auch der Bodensee Zentralamerikas genannt. Am nächsten Tag sollte es dann weiter gehen an die Küste, an den Surfspot El Transíto.